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Die Rennsaison endet versöhnlich


Beim Pferderennen auf der Galopprennbahn durfte wieder mehr Publikum dabei sein. Die Stimmung war anders, aber gut.

Spannenden Spitzensport in idyllischer Umgebung erleben, das hatten die Düsseldorfer vermisst. Und so ergriffen zahlreiche Pferdesportbegeisterte am Sonntag die Gelegenheit, zumindest beim Saisonabschluss 2020 auf der Galopprennbahn Grafenberg live mit dabei zu sein. Beim Großen Preis der Landeshauptstadt, der zum 100. Mal ausgetragen wurde. Erstmals in diesem Jahr waren für einen Renntag 1000 Zuschauer zugelassen. „Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn normalerweise besuche ich zwei bis drei Rennen in der Saison und habe das doch sehr vermisst“, sagt Helmut Gruper.

Viel mehr Publikum als beim diesjährigen Jubiläumsrennen war auch vor einem Jahr nicht auf der Rennbahn zu sehen gesehen – denn damals hatte es beim Großen Preis der Landeshauptstadt ohne Pause durchgeregnet. Diesmal spielte das Wetter dagegen mit, lediglich der Wind bereitet den Hutträgern Probleme. „Natürlich ist das eine andere Atmosphäre als sonst, aber in Corona-Zeiten finde ich es sehr angenehm, dass kein Gedränge herrscht“, sagt Carolin Bürger. Gespenstisch leer war es auf der weitläufigen Anlage jedoch nicht. Immer da, wo gerade etwas geschah, versammelten sich die Zuschauer in kleinen Grüppchen. Am Führring wurde gefachsimpelt wie eh und je, an der Rennbahn begeistert gejubelt und angefeuert, und an den Wettschaltern wurden eifrig Scheine ausgefüllt.

„Wir sind das erste Mal bei einem Pferderennen dabei und wollten es standesgemäß angehen. Wir haben uns deshalb extra Hüte besorgt“, sagt Juliane Egger. Während sie einen Hut ihrer Oma trug, hatten sich ihre Freundinnen Gina Rimke und Elena Saval zwei auffallende Kreationen bestellt. „Das ist eine schöne Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren und mal Hut zu tragen“, sagt Rimke. Und obwohl die drei bei ihren Wetten nur verloren, ließen sie sich die gute Stimmung nicht verderben.

Auch Theaterdirektor René Heinersdorff war beim Wetten dabei. Er verfolgte mit anderen Ehrengästen wie Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Schauspieler Moritz Führmann im Teehaus den Renntag und hatte eine klare Taktik. „Die Pferde, die im Führring am diszipliniertesten sind, sind in der Regel unter den ersten Drei dabei.“ Diese Weisheit nutzte diesmal wenig: Auch Heinersdorff verlor.

Der designierte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) weilte unter den Gästen und konnte sich anschauen, welche Aufgabe im nächsten Jahr als Stadtoberhaupt auf ihn zukommt. So zeichnete Amtsinhaber Thomas Geisel (SPD) als Vertreter der Stadt und Schirmherr der Veranstaltung den Gewinner des Hauptrennens aus. Das war Jockey Dennis Schiergen auf dem Düsseldorfer Kultpferd Wonnemond von Trainer Sascha Smrczek. Geisel überreichte dem Sieger die Trophäe, eine rund 70 Zentimeter hohe Nachbildung des Rheinturms. Der Präsident des Düsseldorfer Reiter- und Rennvereins, Peter M. Endres, hätte sich allerdings das Pferd Schwesterherz als Sieger gewünscht, wie er scherzhaft erklärte: „Das gehört nämlich Eckhard Sauren, dem Präsidenten des Kölner Renn-Vereins. Ich hätte zu gerne gesehen, wie der Düsseldorfer Rheinturm auf seinem Schreibtisch aussieht.“

Obwohl das bald nicht mehr zu seinen Pflichtterminen gehört, will auch Thomas Geisel weiterhin zur Rennbahn kommen. „Die habe ich schon früher gerne privat besucht. Gerade bei gutem Wetter ist das ein schönes Ausflugsziel für Familien“, sagt Geisel. Er sei froh, dass nun wieder Publikum an den Rennen teilnehmen kann. „So etwas gibt uns ein wenig Hoffnung auf Normalität.“ Geisel freute sich zudem darüber, dass das Rennen diesmal im Fernsehen übertragen wurde. „Damit konnte das Ereignis einen wesentlich größeren Zuschauerkreis erreichen.“

Pferdesportfans müssen sich jetzt gedulden. Das nächste Rennen in Düsseldorf ist geplant für Sonntag, 28. März 2021.

Text: Julia Brabeck

05.10.2020